Lutz Mükke: Journalisten der Finsternis

Das IPJ-Forschungsprogramm »Journalistische Ethik« dreht sich nicht um Fragen der Moral, auch nicht um allgemeine Prinzipien. Es untersucht vielmehr konkret die für das Orientierungssystem Journalismus wesentlichen Rahmenbedingungen und Einflussgrößen. Die Forschungsarbeitern analysieren den Begründungsrahmen für journalistische Handlungsmuster.

Im Zusammenhang mit den aktuell weltweit aufbrechenden interkulturellen Differenzen und Konflikten stand das Dissertationsprojekt Lutz Mükkes. Er untersuchte – betreut von Professor Michael Haller sowie den Professoren Stefan Brüne (GTZ) und Helmut Asche (Universität Leipzig) – die Rolle der Auslandskorrespondenten, deren Arbeitsumfeld und ihre institutionelle Einbindung in die Heimatredaktionen. Im Spannungsbogen zwischen strukturellen Erwartungen, interkulturellen Kommunikationshürden und faktischen Arbeitsbedingungen sollten die Handlungsmuster und -leistungen der Korrespondenten analysiert und in den normativen Funktionsrahmen eingeordnet werden. Der Schwerpunkt der Untersuchung lag dabei auf den Korrespondenten und Korrespondentenstandorten im subsaharischen Afrika.

Das Ergebnis der Forschung liegt jetzt unter dem provozierenden Titel »Journalisten der Finsternis« als erster Band der »Reihe des Instituts für Praktische Journalismusforschung« im Herbert von Halem Verlag vor. Die zahlreichen Bespechungen der Publikation in seriösen Medien zeugen davon, dass Mükke mit seiner Untersuchung neue Einblicke in den real existierenden deutschen Journalismus anbietet.

In der Sendung »Radiofeuilleton« bei Deutschlandradio Kultur stellte Vera Linß am 30.07.2009 in einem Live-Gespräch das Sachbuch vor: »[…] Krieg, Krisen und Konflikte – das sind die drei großen ›Ks‹, auf die deutsche Medien das Bild von Afrika zuallererst reduzieren. ›Namenlose Massen‹, die ›in die Steinzeit verdammt‹ in der ›Hungerfalle‹ sitzen, sind typische Sprachstereotype dafür. […] Berichte aus der Alltagsperspektive – von Kunst, Kultur, lokaler Wirtschaft oder gar von Erfolgen; aus Geschichte, Religion und Wissenschaft kommen so gut wie gar nicht vor. […] All das hat man schon irgendwie geahnt. Das Verdienst von Mükke jedoch besteht darin, dies auf eine wissenschaftliche Basis gestellt und empirische Daten gesammelt und ausgewertet zu haben. Auch Vorschläge für eine Professionalisierung der Afrika-Berichterstattung bringt Mükke ein. Damit hat er eine wichtige Diskussionsgrundlage geliefert. […] Man darf gespannt sein auf weitere Folgen.«

Die Zeitschrift afrikapost 3/09 lobte: »Äußerst empfehlenswert für alle, die sich für die Abläufe hinter den Journalismus-Kulissen interessieren!«

Und Rupert Neudeck befand in der Süddeutschen Zeitung Nr. 240: »Die 557 eng bedruckten Seiten des jungen Journalisten und Wissenschaftlers Lutz Mükke sind ein informatives Kompendium. […] Das Kapitel ›Grauzonen, Defizitbereiche und Fehlentwicklungen‹ sollten ARD und ZDF so ernst nehmen, dass sie den Text an alle Korrespondenten versenden. […] Das Buch gibt vorzügliche Einblicke in die journalistischen Küchen der verschiedenen Medien.«