Die viel zitierte Rolle des Journalismus als „Vierte Gewalt“ umfasst nicht nur die Kontrolle der Machthabenden. Auch Medien müssen ihre eigene Arbeit kritisch reflektieren und Fehler eingestehen, wenn sie welche machen.
Lernprozesse spielen auch im zweiten Teil des neuen OBS-Arbeitspapieres eine zentrale Rolle. Die Veröffentlichung der Studie „Die Flüchtlingskrise in den Medien“ im Sommer 2017 hat nicht nur zu einer kontroversen Rezeption in der medialen Öffentlichkeit geführt, sondern war auch Anlass für verschiedene Lokal- und Regionalredaktionen, mit dem Studienautor ins Gespräch zu kommen. Dabei ging es immer wieder um die Frage, ob und wie die ermittelten Dysfunktionen in der konkreten redaktionellen Arbeit identifiziert und eventuell überwunden werden könnten. Auch hier sind Hallers Eindrücke gemischt: In vielen Redaktionen werde das Problem der Elitenabhängigkeit und der Bürgerferne erkannt, doch fehlten vielerorts die personellen Gegebenheiten, um nachhaltige Lernprozesse anzuschieben bzw. in Gang zu halten.
Michael Haller: Zwischen „Flüchtlingskrise“ und „Migrationspakt“. Mediale Lernprozesse auf dem Prüfstand, herausgegeben von der Otto Brenner Stiftung. Frankfurt a. M. 2019, 68 S., OBS-Arbeitspapier 37.